Wer im Bereich Arbeitsschutz arbeiten und eine zentrale Rolle für die Sicherheit in Unternehmen übernehmen möchte, kann das mit einer Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit realisieren. Diese Qualifikation befähigt dazu, Betriebe kompetent bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zu unterstützen und aktiv zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beizutragen. Der Beruf der Sicherheitsfachkraft, kurz Sifa, gilt als zukunftsfähig, da gemäß DGUV Vorschrift 2 („Betriebsärztinnen und Betriebsärzte sowie Fachkräfte für Arbeitssicherheit“) und Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG § 5) jedes Unternehmen mit mindestens einer angestellten Person eine Fachkraft für Arbeitssicherheit benötigt. In diesem Beitrag erläutern wir, wie die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit heute aussieht und welche Voraussetzungen dabei hilfreich sind.
Wie lange dauert eine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit?
Die Dauer der Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit richtet sich nach dem gewählten Kursmodell und dem jeweiligen Bildungsträger. Die Ausbildung kann entweder in Vollzeit oder berufsbegleitend in Teilzeit absolviert werden.
Im kompakten Vollzeitkurs dauert die Ausbildung etwa 5 Monate. Während dieser Zeit finden sowohl Selbstlernphasen als auch Seminartage und Praktikumsphasen statt. Im berufsbegleitenden Teilzeitmodell beträgt die Dauer in der Regel 12 Monate. Das Modell ist so gestaltet, dass der Ausbildungsgang gut mit dem bestehenden Arbeitsalltag und privaten Verpflichtungen vereinbar ist. |
Je nach Anbieter kann es zu leichten Abweichungen kommen, die genannten Zeiträume stellen jedoch den aktuellen Standard dar. Für berufsbegleitende Normalkurse sieht das empfohlene Modell zum Beispiel einen wöchentlichen selbstorganisierten Lerntag und damit einen Zeitraum von etwa 77 Wochen vor.
Die Sifa 3.0 Ausbildung
Seit dem 1. Juli 2023 ist die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit in einer modernisierten Form, oft als Sifa 3.0 bezeichnet, möglich. Neben Berufsgenossenschaften bieten nun auch freie Anbieter praxisnahe und digital unterstützte Ausbildungsmodelle an, die großen Wert auf selbstorganisiertes Lernen sowie die Entwicklung sozialer und methodischer Kompetenzen legen.
Das neue Ausbildungskonzept ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), den Berufsgenossenschaften (BG) und weiteren Akteuren der gesetzlichen Unfallversicherung. Im Rahmen dieses gemeinsamen Prozesses wurde ein bundesweit einheitlicher Standard entwickelt, der zeitgemäßen Anforderungen entspricht und seit Juli 2023 für sämtliche Ausbildungsanbieter verbindlich vorgegeben ist, sowohl für die Berufsgenossenschaften als auch für zertifizierte freie Bildungsträger.
Was genau ist an der Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit neu?
Die Reform der Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit sorgt seit Juli 2023 für mehr Praxisbezug und zeitgemäße Lehrmethoden.
Neu ist vor allem die konsequente Kompetenzorientierung: Statt reinem Fachwissen steht das eigenständige Lösen von praktischen Arbeitsschutz-Situationen im Mittelpunkt. Die Ausbildung wurde dafür modular in sechs Lernfelder gegliedert und setzt stark auf selbstorganisiertes, digitales Lernen über eine zentrale Lernplattform. Theorie, Praxisphasen und Präsenzveranstaltungen sind sinnvoll verzahnt.
Dozenten begleiten nun als Lernbegleiter individuell und geben gezielt Feedback. Prüfungen und Lernerfolgskontrollen finden überwiegend online statt, praxisnah und kompetenzorientiert. So ist die Qualifizierung deutlich praxisnäher, flexibler und besser auf die aktuellen Anforderungen der Arbeitswelt abgestimmt.
Die sechs Lernfelder der Sifa-Ausbildung im Überblick
Die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit ist in klar voneinander abgegrenzte Lernfelder unterteilt. Diese Lernfelder bauen systematisch aufeinander auf und vermitteln sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Kompetenzen.
LF 1: Einführung und Aufgaben der Sifa
In diesem Lernfeld erhalten die Teilnehmenden einen grundlegenden Überblick über die Rolle der Fachkraft für Arbeitssicherheit. Sie beschäftigen sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, der konkreten Verantwortung im Unternehmen und dem Gesamtaufbau der Ausbildung.LF 2: Arbeitssystem und betriebliche Organisation
Hier lernen die angehenden Sicherheitsfachkräfte, wie Arbeitssysteme innerhalb eines Betriebs strukturiert und analysiert werden. Im Fokus stehen betriebliche Abläufe, der Aufbau von Strukturen sowie die sinnvolle Integration von Sicherheit und Gesundheitsschutz in betriebliche Prozesse.LF 3: Beurteilung von Arbeitsbedingungen
Dieses Lernfeld behandelt die Gefährdungsbeurteilung. Die Teilnehmenden lernen, potenzielle Unfall- und Gesundheitsrisiken zu erkennen, zu analysieren und daraus Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit abzuleiten.LF 4: Gestaltung von Arbeitssystemen
In diesem Lernfeld stehen die praktische Planung und die Umsetzung sicherer, gesundheitsförderlicher Arbeitsplätze im Mittelpunkt. Es werden technische und organisatorische Maßnahmen, personenbezogene Prävention sowie Aspekte der Ergonomie behandelt (gemäß dem STOP-Prinzip).LF 5: Integration des Arbeitsschutzes in die Organisation
Hier wird vermittelt, wie der Arbeitsschutz nachhaltig und strukturiert auf allen Unternehmensebenen verankert werden kann. Dazu gehören Methoden zur Entwicklung von Managementsystemen für Sicherheit und Gesundheit sowie die Förderung einer betrieblichen Präventionskultur.LF 6: Branchenspezifische Vertiefung
Am Ende der Ausbildung erfolgt eine spezialisierte Vertiefung, die sich auf die besonderen Herausforderungen einzelner Branchen konzentriert. Die Teilnehmenden setzen sich mit branchentypischen Risiken, gesetzlichen Besonderheiten und praxisnahen Lösungsansätzen auseinander. Die Inhalte und der Ablauf sind dabei exakt auf die jeweiligen Anforderungen der jeweiligen Branche zugeschnitten, beispielsweise für Industrie, Logistik, Gesundheitswesen oder Handel. Das Lernfeld besteht aus Online- und Präsenzphasen sowie individuellen Projektausarbeitungen und Lernerfolgskontrollen.Während die Lernfelder 1 bis 5 bei einem Anbieter der eigenen Wahl absolviert werden können, ist für das Lernfeld 6 die Absolvierung bei der Berufsgenossenschaft der jeweiligen Branche notwendig, in der man später als Sicherheitsfachkraft tätig sein wird.
Zeitlicher Aufwand für die sechs Lernfelder Sifa 3.0 im Überblick:
- Der Gesamtaufwand für die Lernfelder 1 bis 5 summiert sich, je nach Bildungsträger und Kursmodell, auf etwa 47 bis 56 Lerntage, aufgeteilt auf Präsenzunterricht, selbstorganisierte Lernzeit und Praxisphasen.
- Das sechste Lernfeld ist branchenspezifisch konzipiert und erfordert den zusätzlichen Zeitaufwand für Vor- und Nachbereitung, digitale Module und eine abschließende Prüfung.
Lernerfolgskontrollen in der Sifa-Ausbildung – Ablauf im Überblick
Im Rahmen der Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit dienen sechs aufeinanderfolgende Lernerfolgskontrollen der kontinuierlichen Überprüfung und Entwicklung der zentralen Kompetenzen. Jede dieser Kontrollen ist an einen spezifischen Abschnitt oder ein praktisches Element der Ausbildung gekoppelt und muss erfolgreich abgeschlossen werden.
- Lernerfolgskontrolle 1:
Diese erfolgt am Ende der vierten Phase des selbstorganisierten Lernens. Sie besteht aus der Bearbeitung einer praxisnahen Arbeitssituation zur Beurteilung von Arbeitsbedingungen. Geprüft werden die Themen der ersten drei Lernfelder, etwa rechtliche Grundlagen, Organisation und Gefährdungsbeurteilung. Das Ziel ist der Nachweis fundierten Fachwissens. - Lernerfolgskontrolle 2:
Im Anschluss an das zweite Praktikum wird ein umfassender Praktikumsbericht eingereicht. Dieser Bericht umfasst sowohl eine Darstellung für die Führungskraft, einen detaillierten Praktikumsreport als auch die Dokumentation der Beurteilung betrieblicher Arbeitsbedingungen. Bewertet werden die Anwendung des Wissens, der Umgang mit anderen und die Selbstreflexion. - Lernerfolgskontrolle 3:
Hier setzen sich die Teilnehmenden erneut mit einem konkreten Praxisfall auseinander und wenden dabei das bereits Gelernte auf anspruchsvollere Fragestellungen an. Dabei werden die Inhalte der ersten vier Lernfelder gemeinsam genutzt und vertieft. - Lernerfolgskontrolle 4:
Diese erfolgt nach dem dritten Praktikum und setzt erneut einen Praktikumsbericht voraus. Im Mittelpunkt stehen das Erfassen von Arbeitssystemen, das Ermitteln und Beurteilen von Gefährdungen sowie die Entwicklung von Arbeitsschutzzielen und Lösungen. - Lernerfolgskontrolle 5:
Im Rahmen eines Seminars präsentieren die Teilnehmenden eine Beratungsleistung. Dazu gehören die Vorstellung einer spezifischen Problemstellung, deren Beratung und die Reflexion der eigenen Beratungsrolle. Inhalte aus den Lernfeldern 1 bis 5 werden herangezogen. - Lernerfolgskontrolle 6:
Abschließend wird ein Bericht erstellt, der zeigt, wie die erworbenen Kompetenzen aus allen sechs Lernfeldern praktisch angewendet werden. Hier spielen Fachwissen, Teamarbeit und Selbstmanagement zusammen.
Prüfungsmodus und Wiederholung
In jeder Lernerfolgskontrolle werden die drei zentralen Fähigkeiten – Fachwissen, der Umgang mit anderen Menschen und das eigene Selbstmanagement – durch Aufgaben aus der praktischen Arbeitssicherheit gezielt überprüft.
Bei nicht ausreichender Leistung ist in den meisten Fällen eine einmalige Nachbearbeitung oder Wiederholung möglich. Erst wenn alle sechs Kontrollen bestanden wurden, wird die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.
Die Sifa-Lernwelt: Das digitale Herzstück der Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft
Die zentrale digitale Lernplattform „Sifa-Lernwelt“ ist der Dreh- und Angelpunkt für die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit. Sie verbindet sämtliche Phasen des Lehrgangs in einer modernen Lernumgebung und fördert sowohl ein selbstverantwortliches als auch ein kollaboratives Lernen von der Wissensvermittlung bis zur Prüfung.
Die wichtigsten Funktionen der Sifa-Lernwelt im Überblick:
- Digitale Bibliothek mit sämtlichen Wissensbausteinen und Lernmaterialien für den gesamten Lehrgang
- „Park der Handlungssituationen“ zur schrittweisen Führung durch die verschiedenen Lernfelder und zur Vermittlung typischer Aufgaben und Herausforderungen im Berufsalltag einer Sicherheitsfachkraft
- Praxisorientierte Übungsaufgaben im virtuellen Unternehmen „BeiSpiel“ zur direkten Anwendung und schrittweisen Vertiefung des Know-hows
- „Werkzeughalle“ mit praxiserprobten Arbeitsmitteln für den betrieblichen Alltag einer Sicherheitsfachkraft
Weitere Merkmale der digitalen Lernplattform für angehende Sicherheitsfachkräfte
- Digitale Räume für Austausch, Reflexion und Gruppenarbeit
- „Sifa-Lounge“ für den informellen Dialog und die Diskussion mit anderen Teilnehmenden oder Lernbegleitenden
- Bewertungs- und Feedbackfunktionen zur Durchführung und Auswertung von Lernerfolgskontrollen direkt über die Plattform
- Dokumentation und Prüfung der Ergebnisse nach Abschluss der Seminare und Praxisphasen
Die Sifa-Lernwelt erfüllt zeitgemäße didaktische Standards, stellt Datenschutz und Barrierefreiheit sicher und ermöglicht ein flexibles sowie ortsunabhängiges Lernen. So sind künftige Fachkräfte für Arbeitssicherheit optimal auf die Herausforderungen des modernen Arbeitsschutzes vorbereitet.
Was kostet eine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit?
Die Kosten für die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit bewegen sich in Deutschland ca. zwischen 9.000 und 15.000 Euro. Im Preis enthalten sind meist die Ausbildungsgebühren, alle notwendigen Unterrichtsmaterialien, Prüfungsgebühren sowie der Zugang zur digitalen Sifa-Lernwelt.
Hinzu kommen eventuell zusätzliche Kosten für Anfahrt und Unterkunft während Präsenzphasen und Praxisaufenthalten, da diese in vielen Fällen nicht im Grundpreis eingeschlossen sind.
Wer übernimmt die Ausbildungskosten?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Finanzierung der Sifa-Ausbildung:
- Eigenfinanzierung: Teilnehmende können die Ausbildungskosten selbst tragen.
- Arbeitgeberförderung: Besonders größere Unternehmen übernehmen häufig ganz oder teilweise die Ausbildungskosten, da sie gezielt eigene Fachkräfte für Arbeitssicherheit benötigen. Welche Kosten übernommen werden, hängt vom Unternehmen und der individuellen Absprache ab.
- Bildungsgutscheine: Bildungsgutscheine, etwa von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter, können einen Großteil oder sogar die gesamten Kosten abdecken, sofern die persönlichen Voraussetzungen erfüllt werden.
- Weitere Fördermöglichkeiten: Unterstützung gibt es durch Programme wie das Qualifizierungsgeld der Agentur für Arbeit und unterschiedliche Bildungsprämien. Auch diverse Landes- und Regionalprogramme, die zum Beispiel von Förderbanken, Wirtschaftsförderungsagenturen oder Kammern (IHK) angeboten werden, können in Anspruch genommen werden. Die konkreten Bedingungen und Fördersummen sind je nach Bundesland oder Region unterschiedlich.
Es empfiehlt sich, sich frühzeitig und eigenständig bei der gewünschten Bildungseinrichtung, der Agentur für Arbeit sowie der eigenen Berufsgenossenschaft über aktuelle Gebühren, Fördermöglichkeiten und Zuschüsse zu informieren. Auf diese Weise lassen sich die Kosten oft deutlich reduzieren.
Voraussetzungen für angehende Sicherheitsfachkräfte
Als langjährige externe Fachkräfte für Arbeitssicherheit möchten wir allen zukünftigen Sifas Folgendes mit auf den Weg geben: Im Bereich Arbeitssicherheit ist es besonders wichtig, sehr gut mit Menschen umgehen zu können. Die tägliche Arbeit bringt den Kontakt zu ganz unterschiedlichen Personengruppen mit sich: von der Geschäftsführung über interne Sicherheitsbeauftragte und Mitarbeiter bis hin zu externen Behörden. Dabei prallen oft verschiedene Ansichten und Vorstellungen zum Thema Arbeitssicherheit aufeinander. In solchen Situationen braucht es nicht nur eine hohe Kommunikationsfähigkeit, sondern auch Stressresistenz, um einen für alle akzeptablen Mittelweg zu finden und wirtschaftliche Lösungen zu entwickeln.
Dazu kommt, dass Arbeitssicherheit ein ausgesprochen vielseitiges und komplexes Feld ist. Es entstehen immer wieder Fragestellungen, die auch für erfahrene Fachkräfte wie uns Neuland sein können. Deshalb ist es wichtig, die Bereitschaft mitzubringen, sich ständig eigenständig weiterzubilden und in Eigenregie nach relevanten Informationen zu suchen.
Neben guter Kommunikationsstärke kommt es außerdem darauf an, überzeugend präsentieren und moderieren zu können, beispielsweise bei den vierteljährlichen Sitzungen des Arbeitsausschusses, den sogenannten ASA-Sitzungen.
Unsere Erfahrung zeigt auch, dass eine Fachkraft für Arbeitssicherheit viel unterwegs ist und regelmäßig vor Ort präsent sein muss. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, mobil zu sein und Freude am Autofahren mitzubringen, da oftmals längere Fahrten zum Arbeitsalltag gehören.
Zuverlässigkeit, Flexibilität und die Freude am Umgang mit Menschen sind die wichtigsten Eigenschaften, um als Sifa erfolgreich und mit Begeisterung arbeiten zu können. Wer diese Voraussetzungen mitbringt, findet im Arbeitsschutz eine abwechslungsreiche und sinnstiftende Aufgabe, bei der Teamgeist und Eigeninitiative gleichermaßen gefragt sind.
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